1994-2001 Studium der Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Inge Mahn und Berndt Wilde
1997-2001 Stipendium der deutschen Studienstiftung
2003 Meisterschüler
2002-03 Auslandstipendium Athen
2008 Eberhard Roters-Stipendium für Junge Kunst" der Stiftung Preussische Seehandlung, Berlin
2008 Tashkeel Arts Centre, Dubai; Kunsthaus Hohenwalde, Deutschland; TH Galerie, Den Haag, NL; Art Amsterdamm, Th Galerie
2007 Scope Miami, W+F; Art Fair 21, Köln, W+F; Wendt + Friedmann Galerie, Berlin, „Prime Time“
2006 Berlin, Galerie Andreas Wendt „PAYBACK“
2005 Berlin, Andreas Wendt „Divine“
2004 Berlin, Galerie Gesellschaft „Thema“
2003 Berlin, Galerie Parterre „TRY 8”; Berlin, G7 „Sound”; Berlin, Postfuhramt „...natürlich kann geschossen werden”; Berlin, Galerie M, Studenten der Klassen Wilde, Schimanski, Perthen
2001 Dresden, offroom johannstadt „dem deutschen Volk”
1999 Berlin, Brecht-Haus Weißensee „Enten füttern am Teich” mit Evi Mayr und Ko Warum; Stralsund, Garage „Gummibärchen” mit Markus Wittmers und Mathias Röß
2008 Berlin, WENDT+FRIEDMANN GALERIE, „ASCHE“; Galerie Gesellschaft, Berlin
2007 Kunstraum Heiddorf, "in the deckung"
2006 Berlin, Galerie Andreas Wendt „$“; Berlin, Galerie Gesellschaft
2006 Berlin, Galerie Gesellschaft "Gewalt gegen Dinge..."
2005 Berlin, Galerie Andreas Wendt „Frankfurter Applaus“
2004 Berlin, Galerie Pankow, „nicht dicht genug dran“, Katalog; Berlin, Pasteur „das richtige im falschen sterben“
2003 Athen, Kamalakulusgalerie „i will survive“
2001 Berlin, Endart „Containerlove vs. Das Gesicht des Bösen”
Anmerkungen zum Künstler von Christoph Tannert
Marc Gröszer probt die Unterbrechung des kunstmusikalischen Wehklagens, den Ausbruch. „Umso mehr ich mich fertig mache, desto besser werd’ ich. Denn alles strebt nach Zersetzung.“, auf die Atelierwand gekritzelt, könnte seine Maxime sein.
„Nasenbluten“, „Mogadischu“, „Ichtopographie“, „Bewaffnet“, „Hindukusch“ - diese oft nachtschweren Totengeläute, sind eigentlich keine Bilder, sondern vielmehr Wutausbrüche gegen die Beschränktheit, die Trägheit des Herzens, gegen die Todsünde des Durchwurschtelns. Sie rocken mit düsterem Ton die gleichgeschaltete Berliner Bescheidwisserszene in ihrer Verliebtheit in Comic-Bla-Bla und cremefarbene Oberflächenästhetik.
Ob sein Bildpersonal aus Partisanen oder schlichtweg Durchgeknallten, aus Helden oder Freaks besteht, ist schwer zu entscheiden. Auf jeden Fall sind es Todesmutige, Maniker, die die Welt aus den Klauen des Opportunismus zu befreien suchen. Damit steht er in einer längst vergessenen Traditionslinie deutscher Kunst, die in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts den künstlerischen Flirt mit der proletarischen Linken anzettelten und gleichzeitig (allerdings von der Bewegung völlig unverstanden) bei den jungen Kräften heutiger Antirepression.
Natürlich sind seine Bilder keine Handlungsanweisungen, gerade weil sich Marc Gröszer eingehend mit Theorie und Geschichte des Anarchismus, mit Fragen von Gesellschaftskritik und Terror befasst hat. Kompositorisch und inhaltlich bleibt da immer ein unkalkulierbarer Rest, der sich in kein ideologisches Korsett pressen lässt. Der Ich-bezügliche schwarze Faden des Einzelkämpfertums hat sich aus seiner melodiösen Umklammerung gelöst und ist zur zeichnerischen Linie geronnen, die erneut die Schutthalden der Geschichte umkreist.
Gröszers Bildpersonal hat die Klischeestadt mit dem Schützengraben, dem Drahtverhau, dem Unterstand, dem Bunker vertauscht. Ein „Wüstenfuchs“ ist bei ihm kein siegreicher Krieger, sondern ein bandagierter, verblockter, behinderter Verlierer.
Mit dem ihm eigenen Wissensdurst, durchschritt Gröszer als Antipode des Zeitgeists verschiedene Habitate, um doch immer wieder darauf zurückzukommen, woher er stammte: aus der mit Verunreinigungen und Störungen durchsetzten ästhetischen Abstraktion – und nicht etwa aus dem Klassenkampf. Nicht in der Botschaft, sondern in ihrer Unbestimmbarkeit liegt die Kraft seiner bildnerischen Formulierungen.
Aus diesem nach allen Seiten hin ungeschützten und angreifbaren Versteck heraus unterminiert er die leidenschaftslose jenseitige Welt des Immergleichen und die Herrschaft des dummen Vorurteils.
Wenn er auf Holzplatten malt und zeichnet, dann, weil er die Rohheit und den Widerstand schätzt, die farbsaugende Kraft des Sperrholzes und den rauen, trockenen Charakter der Pressspanplatte, die ihn herausfordert.
Während seine Generationsgenossen mit ihrem Willen zur Willenlosigkeit sich mehrheitlich für das Erlöstsein von der Leidenschaft, von sich selbst also, und für die ewige Ruhe entschieden haben, beharrt Gröszer auf abendländischer Individualitäts- und Leidenschaftsmitgift.
Gröszers Bilder müssen dunkel sein, sie dürfen nicht über die Glattgelecktheiten der dumpfen Masse triumphieren, weil sie sonst ihres revoluzzerhaften Zorns, ihrer philanthropischen Misanthropie verlustig gingen.
Dem harten, bizarren Klang einer unvertraut gewordenen Sprache zu folgen und die Toten, Krüppel und Machterotiker an sicheren Bildorten zu bewahren, ist das Ende von Revolutionsromantik. Marc Gröszer hat sich entschieden. Andere haben das kalt brennende Glanzlicht gewählt, er die Grabschaufel.
Christoph Tannert
(April 2007)