1938 geboren in Stuttgart -lebt seit 1961 in Berlin
1957-60 Studium der Malerei an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Stuttgart
1961-67 Studium der Bildhauerei ari der Hochschule der Künste (HdK) Berlin, Meisterschüler bei Bernhard Heiliger
1965 Stipendium der STUDIENSTIFTUNG DES DEUTSCHEN VOLKES
1967 Auslandsstipendium des DAAD für Griechenland
1968 Künstlerische Ausgestaltung eines Teiles des Märkischen Viertels, Berlin (Wettbewerb}
1975-76 Paris-Stipendium Cite Internationale des Arts
1977 Beauftragung des Landes Baden-Württemberg für die künstlerische; Gestaltung von zwei Innenhöfen und einer Wand an der Universität Stuttgart
1979 Skulpturengarten Berlin DER REST (Wettbewerb)
1981-83 Gastprofessur an der Hochschule der Künste Berlin
1982 Beauftragung für Objekt PROTOTYP, Flughafen Berlin-Tegel (Wettbewerb)
1983 Windharfen-Environment für Bundesgartenschau Berlin (Wettbewerb}; Italien-Stipendium der Akademie der Künste, Berlin (Villa Serpentara)
1989 Beauftragung für Platzgestaltung Marheineke Platz, Berlin-Kreuzberg (Wettbewerb} Wasserobjekt FÜNF BRONZETIEGEL
1993 Beauftragung des Landes Brandenburg für Platzgestaltung; ENERGIEFELD, Universität Potsdam (Wettbewerb)
Literaturhinweis
1967 Innerhalbder GROSSEN BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG
1968 Galerie Siegmundshof, Berlin
1972 Galerie Paramedia, Berlin
1973 Hausam Kleistpark, Berlin
1974 Maerz-Galerie, Linz/Östereich
1978 Galerie Thomas Wagner, Berlin
1979 Universität Stuttgart
1981 Kunstverein Emmerich
1984 Neuer Berliner Kunstverein (N BK}, Orangerie Schloß Charlottenburg
1985 Galerie Kaiser, Freiburg
1988 ARTE‘ RIE Rolf Naegele, Heidelberg-Wiesenbach
1988 (ONZEPT BERLIN , Wewelsfleth; HÖLDERLIN-RÄUME, Karl-Hofer Gesellschaft im S-Bahnhof Berlin-Westend; Hölderlin Gesellschaft, Tübingen
1989 16 ZELTES-Bahnhof Berlin-Schöneberg/Haus am Kleistpark; BERLINER RÄUME, Treppenhaus Berlin-Steglitz; PAARE, Kunstverein Rottenburg
1990 EINGEWACHSENE ZEIT, Installation in der Humboldt-Universität Berlin
1992 VIER RÄUME, Installation in 4 Keller-Räumen und Galerie Klaus Braun, Stuttgart
1993 HÖLDERLIN-RÄUME, innerhalb des HÖLDERLIN-ZYKLUS der Berliner Philharmoniker im Kammermusiksaal, Berlin
1994 ORTE. GEGENSTÄNDE. Kleine Orangerie/Schloß Charlottenburg, Berlin
1995 DIE NACHT AUS BLEI, Installationen Fabrikgebäude, Berlin
1998 DIE NÄHE DER DINGE, Haus am Waldsee,Berlin
seit 1967 GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG
seit 1968 DEUTSCHER KÜNSTLERBUND
1967/69 KUNSTPREIS WOLFSBURG
1968 DEUTSCHER KUNSTPREIS DER JUGEND, Mannheim
1972 Haus am Waldsee, Berlin
1974-78 1. MAL-SALON und INTERNATIONALE KUNSTMESSE, Berlin
1980 BILDER ZUM FRIEDEN, BBK Berlin, 30 JAHRE BBK, Staatliche Kunsthalle Berlin
1982 11 BERLINER BILDHAUER in Europäischen Goethe-lnstituten
1984 Neuer Berliner Kunstverein, 6 Installationen {HOMMAGE A ORWELL)
1985 RÄUME- SCHWEIGEN, Berlin; ELEMENTARZEICHEN, NBK in der Kunsthalle Berlin
1987 NEUE DARMSTÄDTER SEZESSION, Darmstadt und Krakau; GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG München; DAS HALBE LEBEN- DIE GESCHICHTE DER GEWERKSCHAFTEN IN BERLIN
1988 KUNSTSTÜCK FARBE, NGBK Berlin
1989 PAARE, Haus am Kleistpark Berlin; MOMENTE DES LICHTS, Künstlerhaus Bethanien; NBK Berlin, Kunstaustausch Berlin-Wewelsfleth
1990 DEUTSCHER KÜNSTLERBUND, Künstlerhaus Bethanien, Berlin
1991/92 GROSSE KUNSTAUSSTELLUNG MÜNCHEN, Haus der Kunst
1992 7. NATIONALE DER ZEICHNUNG,Augsburg
1996 JAHRESAUSSTELLUNG, Haus der Kunst, München; 50 JAHRE HAUS AM WALDSEE, Berlin
1997 Willy-Brandt-Haus, Berlin; INNENSEITE, Projekt der Universität GhKassel
Wenn die Arbeit eines Künstlers ein systematisches Gliedern in Werkphasen zuläßt, ergibt sich ein spezifischer Zugang zum “ Ziel“ dieser Arbeit. Zwar gibt es ein festes Ziel nicht. Ein Künstler, ist er einer, wird immer von seinem Material verführt, das vorgefaßte ldeen, ein angepeiltes Ziel überholt. Ideenkünstler sind Leitartikler meist mehrheitsfähiger Ideen. Die, die sich an ihr Material (Farben, Steine, Fundstücke, Filme) binden, sich in ihm verlieren und wiederfinden – diese Künstler sind Handwerker; sie laden totes Material artistisch auf, zielen allein und direkt auf den Augensinn des Betrachters.
Paul Pfarr verarbeitet Fund-Sachen. Da diese sich sachlich unterscheiden, ergeben sich natürliche Werkfolgen: Steinarbeiten, solche mit Brettern, Türen und eben mit Tischen. Diese sollen hier untersucht werden.
Im Laufe der Jahre wurde der Künstler immer folgerichtiger Organisator seiner Funde. Fund-Stücke regen ihn auf, regen ihn an.
Er läßt sie unverändert. Mit wenigen Zutaten wird bis dahin unsichtbarer, nicht vorstellbarer Sinn ausgereizt. Die Funde sind ziellos gezielt gesucht- ein schwer auflösbarer, nicht unbedingt logischer Vorgang. Das Arbeitsziel irrlichtert; Paul Pfarr kreist es suchend, findend ein: Es gilt, aus aufgegebenen, abgelegten Materialien Spuren oder Elemente weiterwirkenden Lebens zu sichern- so ist der Künstler Paul Pfarr immer unterwegs … .
Er weiß instinktiv wie intellektuell, was er will, was er braucht; er findet, was er sucht; und was er suchen will, findet er auch: Moränen-Steine, vom Wind geschliffen, sog. „Windkanter“, Maschinenteile, Reste von Einrichtungsgegenständen -Tische. Ein Sammelsurium querfeldein von natürlich gewordenen oder von von Menschenhand gemachten Dingen, weggeworfen oder aussortiert.
Seine Hinzufügungen, seine Montagen und dann das Inszenieren der so veränderten Dinge überführen diese folgerichtig und ohne Krampf in einen anderen ästhetischen Aggregatzustand.“Gammel“ wird Kunst. Keine erhabene auf hohem Sockel, die blank und glänzend Staunen macht. Staubige, lebenssatte, von Alters- und Geschichtsspuren noch und noch gezeichnete Dinge liegen, stehen da.
Sehgewohnheiten, Erwartungshaltungen werden nicht bequem bedient. Der Betrachter hat vor sich weder Bedeutungsschwangeres, noch sieht er demonstrative oder erzieherische Gesten. Paul Pfarrs Objekte sind nicht mehr und nicht weniger als sie selbst. Ihr ehemaliger Gebrauchswert schlug in den absoluter Anschauung um. Dinge, die vordem vollkommen kunstlos, trivial und natürlich zu benutzen waren, verwandelte der Künstler in Objekte, die entschieden sinnlos sind, die Kraft des an sie gebundenen assoziativ fassbaren Sinnes den Betrachter fordern wie fördern.
Diese Arbeiten gehören in ein Kunst-Kapitel, das Marcel Duchamp eröffnete,Joseph Beuys noch und noch erweiterte. Eine radikal zeitverfallene Kunst. Dies mindestens dreifach: Es werden „fertige“, teils neue, teils gebrauchte zeitgenössische Dinge verarbeitet; die erarbeiteten Objekte und ihre Inszenierung stehen in Spannung zum herrschenden Mainstream; ihr Verfallensein an die Dialektik zwischen alt und neu, ihr Schwanken zwischen ehemaligem Sinn und jetzigem artistisch gestifteten Un-Sinn ist zeithaltiger als aller rinnender Sand der Erde. Arbeiten dieser Art erscheinen unbequem, sind nicht ästhetisch-glatt zu konsumieren. Sie als Herausforderung in mit granitenen Glanzplatten ausgelegte Eingangshallen zu stellen, erfordert Mut, der in der Regel an Pläsierlichkeiten orientierten Kunstfreunden fehlt. Denn die die europäische Bildtradition so nachhaltig prägende, mit Schädel, Stundenglas, Sense arbeitende Todesallegorik, die eindringliche karge Farb- und Requisitensprache spanischer Vanitas-Stilleben sind aufgegeben. Aufgegeben zugunsten einsehbarer Alltäglichkeit, auf nichts wird mahnend mehr verwiesen, nichts wird verheißen. Rien ne va plus. Tabula rasa.