zugehörige Werke von Engel & Rheinsberg und Lilli Engel zeigen
Details zu Raffael Rheinsberg auf ifa.de
verstorben am 27.10.2016
lebt in Berlin und Forst/Hunsrück
weitere Informationen: Galerie NEMO, Bootshaus am Südstrand, D-24340 Eckernförde, Deutschland – Tel. +49 (0)4351 – 712500 | Fax. +49 (0)4351 – 712501
Mitglied des Deutschen Künstlerbundes
1958-1961 Lehre als Former und Gießer in Kiel-Friedrichsort
1973-1979 Studium an der Fachhochschule für Gestaltung, Kiel
1973-1979 Studium an der Muthesius Kunsthochschule, Kiel
1984 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes
verstorben am 27.10.2016
1943 in Kiel geboren, absolviert Raffael Rheinsberg zunächst eine Lehre als Former und Gießer und studiert anschließend an der Kieler Fachhochschule für Gestaltung. 1979 siedelt er nach Berlin um, wo er mit seiner Erforschung des brachliegenden Geländes des Anhalter Bahnhofs sogleich für Aufsehen sorgt („Ruine oder Tempel?“). Seine ersten Ausstellungen konzentrieren sich auf Galerien und Institutionen im nordeuropäischen Raum, bald jedoch ist er mit seinen Erkundungen weltweit unterwegs: von Paris, Wien, Brüssel, Rom, Venedig und Lissabon über Dublin und Prag bis hin nach Istanbul, Tokio, New York, Chicago, Washington, Los Angeles und Rio de Janeiro. In der Regel entstehen die jeweils ausgestellten Arbeiten mit den vor Ort gefundenen Objekten.
Mehrere Stipendien und Preise sind eine Anerkennung seiner Arbeit, darunter ein DAAD-Stipendium für das PS1 in New York (1983), der Deutsche Kritikerpreis (1984), ein Stipendium des Nordischen Kunstzentrums Helsinki (1989), der Landeskunstpreis von Schleswig-Holstein und der Ilse-Augustin-Preis (2001).
Raffael Rheinsberg lebt in Berlin und Forst (Hunsrück).
1982 Arbeitsstipendium der Senatsverwaltung für Kulturelle Angelegenheiten, Berlin
1983 Stipendium des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) für das P.S. 1 Contemporary Art Center, Long Island City, New York
1984 Deutscher Kritikerpreis / Förderungspreis Bildende Kunst, Kunstpreis Berlin, Akademie der Künste, Berlin
1988 Kulturpreis der Stadt Kiel
1989 Stipendium des Nordischen Kunstzentrums, Helsinki
1994 Landeskunstpreis von Schleswig-Holstein
2001 Ilse-Augustin-Preis, Berlin
1975 „Zivilisierte Landschaft“, Galerie Lornsenstraße, Kiel
1977 „Wenn man jeden Tag ein bisschen stirbt – Werkübersicht 1976-1977“, Kunsthalle zu Kiel / „Türen“, Museumsberg Flensburg – Städtische Sammlungen, Flensburg
1978 „52 Wochen – 52 Köpfe“, Galerie im Theater, Kiel / „Koffermauer – Klagemauer“, Dänische Straße, Kiel
1979 Galerie Schweinebraden, Berlin (Ost) / „Paare“, Kunsthalle zu Kiel / „Der Kopf als Zeichen- und Symbolträger“, Galerie Giannozzo, Berlin
1980 „Anhalter Bahnhof – Ruine oder Tempel?“, Galerie Giannozzo, Berlin / „Sous un ciel bleu“, Centre Culturel du Marais, Paris / „Bekannte – Unbekannte“, Neuer Berliner Kunstverein, Berlin / „Unter freiem Himmel“, Kunstverein Mainz / „Transit“, Künstlerhaus Bethanien, Berlin
1981 „Kofferinhalte“, Galerie Friedrichstraße, Berlin / „Von unten nach oben“, Museum Sophienblatt, Kiel / „Tagebuch Museum Sophienblatt“, Galerie Marley, Kiel / „Wörtliche Fotografie“, Galerie Giannozzo, Berlin
1982 „Nummer 7“, Galerie vor Ort, Hamburg / „Tagebuch Museum Sophienblatt“, Marley Galerie, Kiel / „Julius und Raffael Rheinsberg“, Galerie Giannozzo, Berlin / „Botschaften – Archäologie eines Krieges“, Berlin Museum, Berlin / „Stein Zeit Grab“, Galerie NEMO, Eckernförde / „Die Sprache der Werkzeuge“, Quergalerie, Berlin / „Auf Eis gelegt“, Künstlerhaus, Kiel
1983 „Yesterday time“, Gallery dell’Occhio“, New York, NY / „In fremder Erde“, Brooklyn, New York, NY / „Umfeld Bethanien“, Künstlerhaus Bethanien, Berlin / „Eine Arbeit für Eberhard Freitag“, Ferry Station, New York, NY
1984 „Ost“, Galerie Giannozzo, Berlin / „Arbeiten aus New York“, Quergalerie, Berlin / „Installationen U.S.F.“, Bergen / „Exit – Konzeptuelle Arbeiten aus New York“, Galerie N° 68, Kiel
1985 „Handlanger“, Galerie NEMI, Eckernförde / „Kanäle, Wege, Fleete“, Kulturbehörde, Hamburg / „Klappbrücke“, Galleri Nordenhake, Malmö / „Gefundene Fotos“, Fotogalleri, Oslo / „Frühe Arbeiten auf Papier“, Kunstamt Wedding, Berlin / „Tenter le diable sans peindre au mur“, Maison de la Culture, Reims / „Weserwerft“, Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen
1986 „Installationen“, Galerie Erichson, Stockholm / Sankt-Annen-Museum, Museum für Kunst und Kulturgeschichte in der Hansestadt Lübeck / Galerie Schütz, Worms / „Keine Kunst!“, Wewerka Galerie, Berlin / „Magnet Ton Gegenstände“, Galerie NEMO, Eckernförde
1987 „Arbeiten für eine Landschaft“, Künstlerhaus, Selk / „Konzeptionelle Arbeiten aus New York 1983“, Übersee-Museum, Bremen / „Manhatten – das E als Element der Architektur“, Galerie NEMO, Eckernförde
1988 „Über den musealen Raum hinaus“, Stadtgalerie Kiel
1989 „Abreise“, Galerie NEMO, Eckernförde / „Der Fries von Suomenlinna und Eins zum anderen“, Galleria Augusta, Helsinki / „Raffael Rheinsberg, Lilli Engel – Zerstörte Bilder“, Langemarckhalle des Olympiastadions, Berlin / „Raffael Rheinsberg, Lilli Engel – Reisearbeiten“, Galerie Monika Hirsch-Fischer, Hamburg
1990 „Inwendig“, Städtische Galerie am Markt, Schwäbisch Hall / „wo soll das alles enden?“, Sønderjyllands Kunstmuseum, Tønder / „Einreise“, Petersen Galerie, Berlin
1991 Galerie vier, Berlin / „Von VEB zu MaK“, Asperger-Galerie, Berlin / „Rostige Klänge“, Hauptbahnhof Recklinghausen
1992 „Reciclaje – La transformación de las cosas“, Museo de Arte Alvar y Carmen T. de Carillo Gil, Mexiko-City / „Raffael Rheinsberg, Norbert Stück – Zeitsäule“, EXPO ’92, Deutscher Pavillon, Sevilla / „Altpapier“, Galerie im Winter, Bremen / „Das Ding an sich“, Forum Bilker Straße, Düsseldorf / „Siebdrucke, Multiples“, Galerie und Edition Gutsch, Berlin
1993 „Arbeiten zur Zeit“, Kunsthalle Nürnberg / „Koffermauer – Klagemauer“, Stadtgalerie Kiel / „Die Dinge – Die Orte – Die Zeit“, Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Palais Lichtenstein, Wien / Heidelberger Kunstverein, Heidelberg / „Dichtung und Warheit“, Galerie NEMO, Eckernförde / „Felder“, Museum beim Markt – Angewandte Kunst seit 1900, Badisches Landesmuseum Karlsruhe / „Stoffwechsel“, Galerie Lindinger und Schmid, Regensburg / „Das Gemälde“, Galerie Podewill, Berlin / „Ornament – Die Zeit vor der Zukunft“, Silahane, Istanbul / „Neues Deutschland“, Galerie NEMO, Eckernförde
1995 „Documenta der Kleinplastik“, Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin / „Der Kreislauf der Dinge“, Städtische Kunsthalle, Museen der Stadt Recklinghausen; Kunsthallen Brandts Klædefabrik, Museet for Fotokonst, Odense; Kunsthalle Tallinn; Museumsberg Flensburg – Städtische Sammlungen, Flensburg
1996 „Raffael Rheinsberg, Lilli Engel – Kein Olympia 3000“, Stadtgalerie im Elbeforum, Brunsbüttel / „Die Dinge sprechen für sich selbst“, Goethe-Institut, Chicago, Illinois / Busche Galerie, Berlin
1997 Kunstverein Bochum e. V.
1998 „Die Last verteilen“, Minden / „Eine Liebeserklärung an die Kunst und an die Overbeck-Gesellschaft“, Overbeck-Gesellschaft, Lübeck / „Die Zeit vor der Zukunft“, Ny Carlsberg Glyptotek, Kopenhagen
2000 „In alle Richtungen“, Kunstverein Weiden / „AIDA“, Fachhochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, Wismar
2001 „Raffael Rheinsberg – Gipfeltreffen“, Zugspitze, Bayerische Zugspitzenbahn-AG, Garmisch-Partenkirchen
2002 „Orient und Okzident 1992“, Gemäldegalerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Albertinum, Dresden / Nikolaikirche, Stiftung Stadtmuseum Berlin / „Was war Was kommt Was bleibt“, Stadtgalerie Kiel / „Die Zeit vor der Zukunft“, Galerie NEMO, Eckernförde / „Von der Erde lesen“, Akademie der Diözese Rottenburg-Stgt., Weingarten / „Doppelachse“, Galerie Münsterland, Emsdetten; Städtische Ausstellungshalle am Hawerkamp, Münster / „Unterschicht, Mittelschicht, Oberschicht“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart
2003 „Raffael Rheinsberg, Lilli Engel – Einigkeit und Recht und Freiheit“, Asperger Gallery, Berlin / „Die Antike kennt uns nicht“, Kunstverein Oerlinghausen
2005 „Raffael Rheinsberg, Lilli Engel – Tauschwert“, Zeppelin Museum Friedrichshafen; Kunstverein Friedrichshafen / „Abschied von OPAL“, Studiogalerie am Kolbemuseum, Berlin / „Zehn Schwarze Tafeln – Objekte, Zeichnungen und Fotos“, Villa Oppenheim – Galerie für Gegenwartskunst, Berlin
2006 „Eine andere Welt, eine andere Zeit“, Neue Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Berlin
2009 „Lilli Engel, Raffael Rheinsberg – Maikäfer flieg“, Haus am Kleistpark, Berlin
2011 „Alles hat seine Zeit …“, Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen, Magdeburg
2012 „Lilli Engel, Raffael Rheinsberg – West-östliche Annäherung“, Galerie Listros, Berlin / „Hand und Fuß( Installation)“, KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
2013 „Die Seele der Dinge“, Kunsthalle Krems
Eine andere Welt – Eine andere Zeit
„Ich suche nicht, ich finde“: wenige andere Künstler folgen diesem Motto Picassos so wortgetreu wie Raffael Rheinsberg. Er geht mit offenen Augen durch die Welt, sucht nichts Bestimmes – und stößt mit großer Sicherheit auf die symbolhaften Zeichen für Geschichte, Politik und Gesellschaft. Seit Mitte der 1970er Jahre gehört er zusammen mit Christian Boltanski, Nikolaus Lang, Anne & Patrick Poirier, Jochen Gerz oder auch Joseph Beuys zu den Künstlern der „Spurensicherung“, die der Konzeptkunst eine dezidiert sozialpolitische und historische Dimension verleiht.
Als Rheinsberg im November 1991 erstmals nach Tokio kommt, um an einer Ausstellung im Sezon Museum of Modern Art teilzunehmen, ist er sofort fasziniert von der ungeheuren Energie und dem organisierten Chaos der Millionen-Metropole. Vom 60. Stockwerk seines Hotels erscheinen ihm die Bewegungen der Menschenmassen und Verkehrsströme wie von unsichtbarer Hand geleitet, gewissermaßen von Computern gesteuert, wie die unbemannten Bahnen und Züge Tokios. Japan ist eines der weltweiten Zentren dieser Technologie, die unsere moderne Welt im Innersten zusammenhält.
Bei seinen Stadterkundungen gerät der Künstler auf den größten Computer-Schrottplatz Tokios mit endlos gestapelten Leiterplatten, dem Kern jeder elektronischen Datenverarbeitungsanlage. Die auf und in ihnen steckenden Prozessoren, Kondensatoren, Trafos, Regler, Steckplätze, Widerstände, Schalter, Transistoren, Dioden sind die handfeste Basis der Computertechnologie mit ihren „ungreifbaren“ Energie- und Datenströmen. Die mehr und mehr virtuelle Arbeit dieser Geräte wird hier fassbare Realität – wir können den Computern tatsächlich bei der Arbeit zusehen. Die Gestaltung dieser Platinen ist ausschließlich zweckorientiert, und doch entfalten sie in ihrer Vielfalt an Formen und Farben eine eigentümliche Faszination.
Schnell ist die Verbindung hergestellt zwischen diesen Rechner-Platten und unserer Welt insgesamt, ein Blick aus seinem Wokenkratzer-Hotel auf die tief unter ihm liegende Stadt drängt dem Künstler den Vergleich geradezu auf: Zu einem geordneten Feld geformt, verwandeln sich die Platinen unversehens in Stadtquartiere mit hohen, niedrigen, runden, eckigen, seriellen und singulären Bauten, mit Wohnhäusern, Läden und Fabriken; die oft vergoldeten oder versilberten Kupferbahnen stehen für die gesteuerten Verkehrsflüsse. Sogar die Küstenlinie Tokios mit ihren Docks und Landaufschüttungen formt Rheinsberg nach, indem er das ansonsten scharf abgekantete Feld an einer Seite offen ausfransen lässt. Und das Grün, die traditionelle, produktionsbedingte Grundfarbe der Platinen, evoziert die Natur, die rudimentär noch im dichtesten Stadtgefüge aus Stein und Stahl vorhanden ist.
Diese Arbeit evoziert die Ruinen-Romantik des 18. und 19. Jahrhunderts, als man sich in vergangene Größe hineinträumte und die Schönheit des Verfalls genoss. Auf ähnliche Weise ist dieses Platinen-Feld mit seiner so schnell veralteten Technologie ein Symbol für das Pathos der Moderne und ihre bedingungslose Fortschrittsgläubigkeit, die ganz auf Rationalität beruht, dabei zutiefst romantisch ist.